Nachrichten aus Schlagzeilen 79


Kaffee mit Schlag – 5 Jahre SMart Café in Wien


Mit einer ganzen Woche voller Action, Spaß, aber auch Besinnlichkeit feierte letzten September eine der zentralen Institutionen der Wiener SM-Szene ihr fünfjähriges Bestehen.

Den Reigen eröffnete am Montag die Eröffnung des ersten Wiener Secondhand-Shops für Fetisch- und Gothic Wear, gleich schräg gegenüber dem schrägen Café: »Kingas O & Co.« gehört der gleichnamigen Tochter aus dem bösen Hause »SMart« und füllt eine schon lange klaffende Marktlücke in Wien.

Schließlich musste man bisher stets auf den nächsten Fetisch-Flohmarkt in ungewisser Zukunft warten, wenn man Latex-Leder-Lack-Zeug loswerden wollte. Und das wollen bekanntlich viele FetischistInnen ...

Der Dienstag stand im Zeichen der Kunst: Alice, stolze Besitzerin des Szenetreffs, veranstaltete eine Vernissage mit den erfolgreichsten Künstlern, die in den letzten fünf Jahren im »SMart« ausgestellt hatten: Ronald Putzker, Dominique Esther Anita Crapelle, Helmut Wolech, Gerhard Aba, Monika Weber, Fräulein Scharf und Nici Oest. Die beteiligten Herren ließen es sich nicht nehmen, standesgemäß im offenen 57er Chevy vorzufahren und das Lokal über einen roten Teppich zu betreten, der von der kreischenden, Konfetti werfenden weiblichen Fangemeinde gesäumt war.

Zu fortgeschrittener Stunde brachte der international renommierte Wiener Schauspieler Erwin Leder (der »Doktor« in »Underworld«) die Gemüter mit einer überaus anregenden, zutiefst schmutzigen und spannend vorgebrachten Lesung in Wallung, die zur zusätzlichen Erbauung von einer Live-Bondage-Performance begleitet wurde.

Mitte der Woche wurde dann so richtig abgefeiert: Zur SMart Jubiläumsparty war alles eingeladen, was in der Wiener Szene Rang und Namen hat – oder irgendwann in den letzten fünf Jahren mal gehabt hat: vom ersten Wiener Fetischwear-Kaiser »Tiberius« über die einschlägig szenebekannten Diven Mistress Sandra, Madame Manuela und Mistress CaroLine bis zu Modeschöpfer Harald von hw-design und den Szene-Originalen »Saderl & Maserl«, die um Mitternacht die typisch wienerische Ausformung von BDSM kabarettistisch zur Aufführung brachten.

Als Dresscode galt das, was einem bei den letzten vier Jubiläumspartys am besten gefallen hatte. So gab es neben vielen »konventionellen« Outfits natürlich viele English Teachers, Sekretärinnen und holde Dienstmaiden. Am erstaunlichsten aber war, wie viele Gäste sich an diesem Abend im Dirndl bzw. in der Krachlederhose einfanden (entsprechend dem Vorjahresmotto »Worldwide Stadl-wear«). Höhepunkt des Abends war eine gelungene Kabarett-Darbietung von XXX.

Seit diesem Abend präsentiert sich das »SMart Café« übrigens mit neuem/altem, von Ronald Putzker gestaltetem Logo sowie ebensolcher Speisekarte, die dem rätselnden Publikum in Quizform dargebracht wurde. Ganz einfach war es allerdings nicht, herauszufinden, was sich hinter »Phallus mit rosa Innerem« (Frankfurter bzw. Wiener Würstchen), »Lendengegend after Session« (2 Eier, dünn geschnittene Poteile mit Gebäck, vulgo Ham and Eggs) oder »Mummification-Popo vom Schwein nach brutaler Spankingsession in Vienna-Style« (Wiener Schnitzel) verbarg.

Donnerstag wurde es schwierig, mussten doch bei der von Schlagartig! organisierten SMillionenshow überaus verzwickte Fragen aus der »Allgemeinbildung in Sachen Masochismus« beantwortet werden. Die KandidatInnen erlebten echtes Nagelfeeling am entsprechenden Stuhl und wurden nicht nur durch die angeheizte Stimmung gefesselt. Gewonnen haben letztlich alle – die einen Gutscheine großzügiger Wiener SM-Shops, und die anderen das Wissen, was der türkisfarbene Hankycode denn nun bedeutet.

Freitag widmete sich die Wiener Szene unter der Schirmherrschaft der Libertine der Rückschau. Ein hochkarätiges Podium – Barbara Büchner (Autorin), Esther-Anita Crapelle (Fotografin, Journalistin), Flora (LesBiSM), Martin (SMart Café), der Alltagskulturforscher Dr. Wolfgang Pauser (alias Engelhart Teufel), Mag. Johannes Wahala (Beratungsstelle Courage) und Robert (Libertine Wien) – diskutierte die Frage »5 Jahre SMart Café – Was hat sich bewegt?«. Nach fast dreistündiger lebhafter Diskussion gelangte man allgemein zum Fazit, dass das »SMart« allein durch sein Bestehen vieles zum Positiven verändert hat.

Den gelungenen Abschluss der Feierlichkeiten bildete am Samstag die »1st SM-Olympics-Play-Party«, bei der die TeilnehmerInnen paarweise gegeneinander antraten. Zu bewältigen waren Geduldspiele wie »Kunstvollstes Zellophan-Bondage«, Schmerz- und Flächenrekord-Wettbewerbe wie »Die meisten Wäscheklammern an einem einzigen Opfer« sowie Herausforderungen an das Improvisationstalent wie »Synchronisierung eines zugelosten SM-Videos«. Die Gewinner hatten sich ihren Preis, den olympischen Kopfschmuck (wahlweise im Dom- oder Sub-Style), wortwörtlich im Schweiße ihres Angesichts verdient.

Übrig blieb ein erschöpftes SMart-Café-Team, das diese Woche mit bewundernswertem Einsatz für alle Gäste und Mitwirkenden zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat, sowie die Gewissheit, dass das »SMart« zu einem unverzichtbaren Treff- und Mittelpunkt der Wiener SM-Landschaft geworden ist. Und nach Wunsch zumindest der meisten »Perversen« in dieser Stadt gerne auch weiterhin bleiben wird.

Caroline Klima




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