Kunst aus Schlagzeilen 79

Arne Jahn


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»Der Photograph ist bereit, seine Visionen mit uns zu teilen, und formt eine sinistre Hommage an den Fetisch und das Gefälle der Macht. Dabei nistet sein Blick in den zahllosen Klüften zwischen reinem Schwarz und reinem Weiß, wo Schuld bedeutungslos und Schmerz die Sprache der Gelehrten ist«, schreibt Christian von Aster über den heute weltweit bekannten Akt- und Fetischfotografen Arne Jahn.

Was dieses durchaus pathetische Zitat provokativ zum Ausdruck bringt, findet sich tatsächlich in den besten Bildern des Hamburger Fotokünstlers Arne Jahn, dessen Bilder inzwischen ungeachtet ihrer grenzüberschreitenden Motive eine erstaunliche Verbreitung gefunden haben: Ausstellungen und Buchcover in Deutschland und den USA, Cover des Magazins Schlagzeilen, Fotos in Fetish Photo Anthology III und IV (Secret, Brüssel), den Magazinen Marquis, Sonic Seducer und natürlich eigene Portfolios.

Geboren wurde er 1968 in Goslar. Einschneidendes Erlebnis war vor allem Mitte der Achtzigerjahre die Begegnung mit dem alternativen Lebensstil der Gothic-Subkultur. 1994 gelang es Jahn, in einer spontanen erotischen Session mit seiner damaligen Lebensgefährtin, in der Fetisch-Fotografie ein neues Lebensziel zu entdecken. 1995 zog er nach Hamburg um, wo er sich verstärkt in seine Fotografenkarriere stürzte. Hieraus resultierte 1998 das erste Coverfoto des Buches Die Loge.

Einen bedeutenden Einfluss auf Jahns Arbeit hatte das Artwork von Gothic-Musik der Achtzigerjahre. »Besonders Coverart wie auf Catastrophe Ballet von Christian Death oder Divine Punishment von Diamanda Galas haben meine visuelle Ästhetik geprägt. Es dauerte einige Jahre, bis ich in der Lage war, diese Einflüsse zu verarbeiten.« Noch heute bewegt sich der Fotograf in diesen subkulturellen Kreisen. »Wobei die Einflüsse auf meine Arbeiten geringer geworden sind und es heute eher so ist, das mein ästhetischer Stil Einfluss auf eine jüngere Subkultur nimmt. Der Reiz liegt zur Zeit eher in der Unterwanderung des Pop und der Integration der vielfältigsten Elemente.«

Das größte Wagnis seiner bildnerischen Arbeit liegt in der Arbeit mit den Modellen: »Die Herausforderung ist es, die Modelle an den Punkt zu führen, an dem sie wirklich fühlen, was sie ausdrücken. Hierbei bediene ich mich unterschiedlichster Mittel, aber der reale Aufbau von Spannungen und den auszudrückenden Gefühlen ist ein wichtiger Prozess, der oft eher psychisch ist als körperlich.« Dabei können durchaus eigene Phantasien der Modelle in die Arbeit einfließen.

Jahns Fotokunst ist geprägt von der Geste des Grenzganges, wodurch sich immer weitere Möglichkeiten eröffnen: »Es besteht ja der Reiz darin, meine Grenzen immer wieder zu erweitern. Wie weit dies möglich ist, wird die Zukunft zeigen. Vielleicht komme ich an den Punkt, an dem mich der Mut verlässt, extremere Phantasien noch zu visualisieren, aber ich hoffe es nicht.«

Dr. Marcus Stiglegger
Magazin Ikonen



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